Konzepte? – Konzepte!

Konzepte? – Konzepte!

Konzepte sind im Schulumfeld ziemlich in Verruf geraten – weil sie inflationär sind. Es werden schlicht und ergreifend zu viele Konzepte geschrieben und viele davon haben keine Wirkung…

Danny Frischknecht

Laut Definition ist ein Konzept ein grösseres Vorhaben, das Strategien und Massnahmen plant und die Grundlage für eine erfolgreiche Umsetzung bietet – oder bieten soll. Wichtig dabei sind – wie bei so vielem – die Ziele! Je klarer diese sind, je mehr sie mit den realen Bedürfnissen zu tun haben, umso grösser ist die Chance, dass sie erfolgreich erarbeitet werden und nachher eine positive Wirkung im Alltag entfalten.

Es ist durchaus verständlich, dass Mitarbeitende in Schulen keine Lust und Motivation (mehr) haben, um Konzepte zu erarbeiten. Sehr oft werden diese von aussen herangetragen – sie müssen erstellt werden! Und viel zu oft werden sie erstellt, um einen bestimmten, häufig einmaligen Zweck zu erfüllen.

Ein Beispiel…

Der neue Lehrplan Volksschule enthält ein ziemlich dominant präsentes Modul „Medien und Informatik“. Hier wurden zuhauf Kompetenzen definiert, welche vom Kindergarten bis zur Sekundarschule erfüllt werden sollen. Im Alltag hat das dazu geführt, dass flugs die Infrastruktur hochgefahren werden musste. Es gibt festgeschriebene Kompetenzen für alle drei Zyklen und damit diese erreicht werden können, braucht es mehr Infrastruktur; Gerätepools, Halbklassensätze oder gar „one2one“-Ausstattungen.
Solche Infrastruktur belastet die Schulbudgets nachhaltig und regelmässig. Wie es in der IT so ist – die Anschaffungskosten eines Gerätes sind „Peanuts“ im Vergleich zu den Kosten für Unterhalt, Software, Schulung, Ersatz. Auch wenn es viele nicht gern hören oder anzweifeln. Je nach Berechnung sind die Beschaffungskosten nur ein Viertel bis ein Fünftel des „tco“ (total cost of ownership – Kosten über den gesamten Lebenszyklus).
Somit ist es nicht verwunderlich, dass budgetverantwortliche Personen irgendwann nachfragen, ob denn diese Kosten auch gerechtfertigt seien. Besonders in Einheitsgemeinden, wo nicht eine Schulpflege sondern ein Gemeinderat über die Kredite bestimmt, wird verständlicherweise intensiver nachgefragt als auch schon. Man darf nicht vergessen, dass die IT-Budgets in vielen Körperschaften einen signifikanten Teil jener Kosten ausmachen, welche eine Schule oder eine Gemeinde direkt beeinflussen kann. Der grosse Teil der Ausgaben (Lohnkosten, Bauten und Unterhalt etc.) sind gegeben.

Und jetzt?

Was also tun, wenn solche Fragen auftauchen, wenn die erwarteten Antworten bestimmend darüber sind, ob Mittel freigegeben werden? Richtig; ein Konzept muss her!

Das sind nur mittelprächtige Voraussetzungen. Im besten Fall führt das natürlich dazu, dass Lehrpersonen und Schulleitungen sich Gedanken machen, wozu man die ganze Infratsruktur eigentlich benötigt. Im schlechtestens Fall wird das aber zu einer Ansammlung von medienpädagogischen Buzz-Words und gesellschaftlich relevanten Allgemeinplätzen – die Schule muss Schülerinnen und Schüler auf die Berufswelt vorbereiten!
In vielen Fällen wird das Ganze dann noch ergänzt durch seitenweise Integration der Lehrplankompetenzen – ein Konzept darf ja nicht allzu dünn sein – also quantitativ…

Ich gestehe, ich habe auch an solchen Konzepten mitgearbeitet sowohl als Lehrer an meiner Dorfschule wie auch als Mitarbeiter und Dozent an der pädagogischen Hochschule und als freiberuflicher Berater im Schulumfeld. Asche auf mein Haupt!
Aus dieser Erfahrung heraus plädiere ich dafür, dass man zuerst entscheidet, ob das Konzept die richtige Form ist, um ein gewisses Ziel zu erreichen. Manchmal reicht es auch, wenn man gute Begründungen sammelt und vorbringt, manchmal sind Zieldefinitionen oder eine Strategie für sich genommen genug.

Kann man es auch besser machen?

Aber manchmal ist ein Konzept halt sinnvoll oder notwendig. Es macht dann Sinn, dass man sich vor dem Entscheid dazu, ganz bestimmt aber vor dem Start, in Ruhe hinsetzt und einige Fragen beantwortet. Dazu findet man haufenweise Checklisten und Konzeptstrukturen im Internet. Folgende Fragen sind aus meiner Sicht absolut notwendig, bevor man sich den grossen Aufwand leistet, den ein Konzept bedeutet.

  • Wird das Konzept erstellt, weil Sie/Ihre Organisation das WILL oder weil sie er MUSS?
  • Formulieren Sie die Idee so konkret aber auch so kurz wie möglich. Ein bis zwei Sätze genügen.
  • Was benötigen Sie zur Umsetzung? Gibt es Unsicherheitsfaktoren, die Sie nicht beeinflussen können? Sind Schwierigkeiten oder Widerstände absehbar?
  • Was ist der Knackpunkt Ihrer Idee – warum ist sie wichtig?
  • Welches Interesse haben die Betroffenen an dieser Idee?
  • Gibt es bereits ähnliche Vorhaben in Vergangenheit und Gegenwart? Wo sind die Gemeinsamkeiten, Unterschiede, gibt es Kooperationsmöglichkeiten? Was wurde aus früheren Projekten gelernt?

Um es hier noch einmal klarzustellen – Konzepte sind oft sinnvoll und notwendig, aber nicht immer das beste Werkzeug der Wahl. Man kann auch mit einer Beisszange Nägel einschlagen – ein Hammer eignet sich einfach besser.
Viel Spass bei Ihrem nächsten Konzept!