Wieviel Müll ist ein Internetzugang wert?
Nach Elon Musk plant jetzt auch die EU einen Satellitenschirm, der Internet aus dem All ermöglicht…
Danny Frischknecht
Der Entscheid der EU, 6 Milliarden Euro in dieses Projekt zu investieren, hat auch mit Unsicherheit zu tun, Russland und China erstarken technisch und wirtschaftlich.
„Unsere neue Konnektivitätsinfrastruktur wird einen Hochgeschwindigkeits-Internetzugang bieten, als Backup für unsere derzeitige Infrastruktur dienen, unsere Widerstandsfähigkeit und Cybersicherheit erhöhen und Konnektivität für ganz Europa und Afrika bereitstellen“, schrieb EU-Industriechef Thierry Breton in einer Erklärung.
Spannend, dass auch die EU auf Afrika zielt – Internetzugänge satt als „Entwicklungshilfe“? Dabei muss die Frage erlaubt sein, ob das Weltall ein rechtsfreier Raum bleiben soll, in welchem jeder ohne Rücksicht auf Verluste werkeln kann, wie er will. Es wird bestimmt schwierig werden, einen unendlichen Raum zu regeln – das bleibt wohl illusorisch.
Kann es aber sein, dass wir aus der Vergangenheit so wenig gelernt haben? Bereits heute ist unsere Atmosphäre mit Müll übersät, regionale Sammelstellen für das Elektroschrottrecycling gibt es nicht. Wird das Weltall zu unseren neuen Meeren, Ozeanen, die wir verseuchen und zumüllen, so lange es geht? Nicht weniger als 50’000 Satelliten wird Herr Musk ins All schleudern, das Projekt der EU wird wahrscheinlich mit einer ähnlichen Zahl aufwarten.
Und wozu? Für schnelles Internet – das wir zumindest in Europa beinahe flächendeckend haben oder in den kommenden Jahren haben werden. Nichts weniger als 10 GBit/s oder mehr verspricht etwa 5G.
Es ist richtig, dass AI und VR viel Bandbreite brauchen – aber muss diese aus dem Weltall kommen. Ziemlich stossend finde ich, dass diese Satelliten in erster Linie als Backup für bestehende Infrastruktur dienen soll.
Müsste ich mir also überlegen, eine zweite Internetleitung zu mieten, damit ich im Notfall mit einem zweiten Provider sofort wieder ins Netz komme? Wohl eher doch nicht. Für die wenigen Ausfälle, mit denen ich in den letzten Jahren konfrontiert wurde, wäre das ziemlich teuer geworden.
Ich denke, wir sollten uns gut überlegen, dass diese Vollkasko-Mentalität einen hohen Preis hat, den wohl vor allem die Generationen nach uns bezahlen. Es scheint mir an der Zeit, die Belastungen unseres Planeten nicht allein mit dem Blick auf die Klimaerwärmung zu beurteilen.
Was soll ich mit einem guten Klima, wenn gleichzeitig die Müllberge auf unserem Planenten wachsen und sich zusätzlich ins All verlagern?