Wenn eine vermeintliche Success-Story scheitert

Wenn eine vermeintliche Success-Story scheitert

Aufsichtskommission will Berner Schul-IT-Debakel untersuchen

Inside-IT, Danny Frischknecht

Bis vor Kurzen galt das Projekt „Base4Kids“ als Vorzeigeprojekt in der Schweizer Schullandschaft, wobei diese Bezeichnung von vielen Experten in Frage gestellt wurde. Es klang zu schön, um wahr zu sein.

Jetzt haben die Skeptiker definitiv Recht erhalten, das Debakel ist längst zum Politikum geworden.

Inside-IT berichtet zum aktuellen stand der Dinge.

Auch ich habe diesem Projekt nicht wirklich getraut. Dazu gab es verschiedene Gründe:

  • Technik
    Die zentrale Verwaltung eines solchen Systems ist sehr anspruchsvoll. Zudem wurde die Applewelt (iPads) mit einer OpenSource-Lösung verknüpft. Hier zeigte sich einmal mehr, dass es bei OpenSource-Projekten nicht um technische Fragen geht, sondern darum, die Nutzerinnen und Nutzer mitzunehmen. Die alleinige Intention, Microsoft so das Wasser abzugraben, genügt einfach nicht.
  • Lehrpersonen
    Eine solch grosse Umstellung wir in Bern ist zwar technisch eine Herausforderung, viel zentraler ist aber der Einbezug der Betroffenen. Es ist ein altes, aber immer noch wahres Credo: Betroffene müssen zu Beteiligten gemacht werden. Das bedeutet intensive Informationsarbeit schon bei der Konzeptionierung, später bei der Planung und Umsetzung und anschliessend im Einsatz. Es müssen genügend zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Eine intensive Aus- und Weiterbildung sowie die Betreuung im Alltag sind matchentscheidend . Genau hier soll jetzt beim Neustart angesetzt werden. Besser spät als nie?
  • Partner
    Immer wieder wird die Qualifikation der externen Partner unterschätzt. Man verlässt sich darauf, dass „ein grosser Player“ wie ABRAXAS solche Projekte locker umsetzt. Das mag rein technisch stimmen, von der Konzeptionierung bis zum Projektmanagement gibt es aber viele Gründe, den Lead einer neutralen Stelle/Gruppe zu übergehen. Lösungen sollen identifiziert und hinterfragt werden. Zuerst muss klar und validiert sein, was die Bedürfnisse und Anforderungen sind. Wenn das genügend geklärt ist, kann die technische Umsetzung geplant, das Projekt ausgeschrieben und letztlich umgesetzt werden. Schwierigkeiten bei der Umsetzung wird es dann immer noch geben, das liegt in der Natur der Sache. Was aber enorm steigt, ist die Chance, dass die notwendige Akzeptanz da ist, um einerseits mit solchen Schwierigkeiten umzugehen und andererseits mit dieser Lösung zu arbeiten.

Letztlich ist es für alle Betroffenen tragisch, dass das Projekt gescheitert ist. Unendlich viele Ressourcen wurden verschwendet; Zeit, Geld, Personal, Goodwill. Ich gehe stark davon aus, dass wieder einmal ein Grossprojekt neu gestartet werden muss und massiv mehr Geld kostet, als ursprünglich geplant war. Und es wird sehr spannend sein zu verfolgen, ob wirklich Lehren gezogen werden und das neue Projekt erfolgreich sein wird.
Ich denkee, wie werden noch viel aus dem Projekt „Base4Kids 2.0″ lesen und hören – hoffentlich viel Gutes.“