iPad – das bessere Tablet?

iPad – das bessere Tablet?

Wenn Schulen Infrastruktur beschaffen, stellt sich häufig die Frage, welches Gerät das Richtige ist. Eine absolut richtige Antwort gibt es natürlich nicht. Viele Geräte können den Unterricht erweitern, neue Möglichkeiten schaffen.

Danny Frischknecht

Tablets sind dabei aus verschiedenen Gründen optimaler als Desktop- oder Laptopcomputer.
Apple’s iPads haben aus meiner Sicht einen entscheidenen Vorteil gegenüber anderen Tablets; sie sind ein eigenes Ökosystem mit einer optimierten Hard- und Software-Kombination. 
Das bieten weder Android- noch Windows-Systeme. Zwar sind diese Betriebssysteme mittlerweile ebenfalls für den Einsatz auf Tablets optimiert, üblicherweise geht das aber kaum weiter als die Unterstützung der Touchfunktionen. Ansonsten funktionieren die Systeme immer noch weitgehend als Laptops mit einem Standard-Betriebssystem, das einige Vorteile bietet (verschiedene Nutzer, erleichterte Treiberunterstützung), aber auch sämtliche Nachteile solcher Systeme (Virenanfälligkeit…).

Android-Systeme kann man nach wie vor technisch flexibler nennen, die Schnittstellen sind offener und transparenter. Nachteilig ist aber, dass jeder Hersteller auf das Android-System ein eigenes GUI baut (grafische Benutzeroberfläche), welches die Administration teilweise massiv einschränkt. So kann häufig das Android-Betriebssystem erst aktualisiert werden, wenn der Hersteller sein GUI angepasst hat.

Windowstablets laufen nach wie vor mit einem Betriebssystem, dass nur wenig verändert wurde. Das mag den Vorteil haben, dass alle Microsoft-Produkte darauf laufen und verschiedene Nutzerprofile erstellt werden können. Was sich aber kaum verändert hat, ist etwa die Virenanfälligkeit oder die Treiberproblematik. Somit ist beispielsweise das Surface kein Tablet im engeren Sinn, sondern ein sehr kompaktes und leistungsfähiges Laptop mit abnehmbarer Tastatur und Touchdisplay.

iPads sind sexy – wie die meisten Produkte von Apple. Auf den ersten Blick bezahlt man dieses „look and feel“ mit einem hohen Anschaffungspreis.
Vergleicht man die Geräte mit ebenfalls hochwertiger Hardware anderer Hersteller (Microsoft Surface, Surface Book, Sony Vaio, Dell XPS), relativiert sich das. Zudem liegen die durchschnittlichen TCO (total cost of ownership – Gesamtkosten über die volle Lebens- und Nutzungsdauer) teilweise deutlich tiefer.
Was spricht also sonst für die Tablets von Apple im Unterricht?

1. Handling

Gewicht und Grösse des iPads sind deutlich besser als bei Laptops, gegenüber anderen Tablets sind die Unterschiede jedoch marginal.
Ein geringes Gewicht ist allerdings ein grosser Vorteil für die Schule, besonders, wenn damit schwere Bücher und Hefte eingespart werden können.  
iPads sind aber erstaunlich robust. Erfahrungen im Schulumfeld zeigen, dass sie kaum kaputt gehen, besonders bei personalisierten Geräten im „one2one“-Einsatz, wo jeder Schüler sein persönliches iPad besitzt.
Was bleibt ist der Sturz direkt auf das Glas, das dann oft zerspringt. Das kann zwar repariert werden, die Kosten sind aber meist hoch und ab einem bestimmten Alter fragt es sich, ob sich das lohnt. Ich denke, dass zwei Gründe für Reparaturen sprechen – die Verminderung unserer elektronischen Müllberge in Entwicklungsländern und die Homogenität der Hardwareumgebung der Schule.

2. Akkuleistung

Hersteller sind bei solchen Angaben immer grosszügig. Auch die 12 und mehr Stunden bei iPads sind meist nur unter bestimmten Bedingungen erreichbar, reduzierte Helligkeit beispielsweise, ausgeschaltetes WLAN oder Bluetooth und Ähnliches.
Einen Unterrichtstag von sechs bis sieben Stunden stehen die Geräte aber auch ohne „Tuning“ locker durch, das zeigen sämtliche Praxistests.

3. Virenschutz

Die Anfälligkeit des iPad ist im Vergleich zu anderen Systemen verschwindend gering. Nach wie vor gibt es keine bekannte Schadsoftware für diese Geräte und Sicherheitslücken oder Attacken, wie sie ab und zu durch die Presse geistern, sind meist Spezialfälle, welche auf mehrfache Nutzerfehler sowie grosses Hackerknowhow angewiesen sind. Zudem sind die Angriffsszenarien so aufwändig, dass sie in der Praxis nicht relevant werden. Wenn Lehrpersonen mit ihren Schülerinnen und Schüler zudem über Sicherheit im Umgang mit ihren Geräten sprechen, tendiert die Gefahr solcher Angriffe gegen null.

4. Simple Nutzung

Zusätzlich zur „Wischkompetenz“ benötigt das iPad gerade noch 3 Knöpfe (Lautstärke plus und minus, Ein-Aus-Schalter) sowie den sogenannten „Home-Button“. Dazu kommen noch der Kopfhöreranschluss (fällt wohl auch bald weg) sowie die Lightning-Schnittstelle (Stromversorgung und Synchronisation mit Computern) und ein SIM-Kartenfach bei den „Telefon“-Modellen.
Es braucht also definitiv keine Informatikerausbildung, um ein iPad zu bedienen.

5. Geschwindigkeit

Das iPad ist sehr schnell, sowohl was den Start als auch die Rechenleistung anbelangt. Sämtliche Apps laufen flüssig, beispielsweise auch beim Videoschnitt. Die Unterschiede zu anderen, hochwertigen Tablets sind hier jedoch nicht wahnsinnig gross.

6. Bildschirm

Mittlerweile sind sämtliche iPads mit sogenannten Retina-Displays ausgestattet. Das sind extrem scharfe Displays mit hoher Farbqualität und Auflösung. Diese liegt meist deutlcih höher als bei markant grösseren Laptops. Das aktuelle iPad (nicht Pro) etwa bietet 2048 x 1536 Pixel bei 264 ppi (Pixel pro Zoll), gute Laptops bieten selten mehr als Full HD (1920 x 1080 Pixel bei 100 ppi. Diese Videoleiszung kann das iPad übrigens auf externe Bildschirme, Screens oder Beamer ausgeben – meist können diese es aber (noch) nicht darstellen. Erst Geräte mit 4K und 5K bieten solche und höhere Auflösungen.

7. Softwareausstattung

Eine gute Kamera, gute Mikrofone und ansprechende Lautsprecherleistung bieten auch Konkurrenz-Tablets.
Wo das iPad aber definitiv punktet, ist das Angebot an Multimediasoftware, die bereits beim Kauf mitgeliefert wird.
iMovie ist eine intuitive und sehr leistungsfähige Videoschnittsoftware, die voll kompatibel mit der Computerversion ist und sämtliche gängigen Videoformate unterstützt.
Fotos ist eine Bildverwaltungs- und Bildbearbeitungssoftware, deren Funktionsumfang nahe an deutlich professionellere Werkzeuge heranreicht (Photoshop…) und für den Alltag mehr als ausreichend ist.
Keynote ist die wohl intuitivste Präsentationssoftware, die seit einigen Versionen auch zum Platzhirsch PowerPoint weitgehend kompatibel ist.
Kamera ist die App, um Fotos und Videos festzuhalten. Zeitraffer, Slow Motion, Bilder im quadratischen Format – das kann sie alles. Was Kamera ohne den Einsatz von spezieller Hard- oder Software enorm gut und intuitiv kann, ist das Erstellen von Panoramen, auch aus der Hand.
GarageBand ist ein Werkzeug zum Erstellen und Bearbeiten von Musik, das längst auch von professionellen Musikern genutzt wird.
Ein nicht zu unterschätzender Fakt ist – und da gehört das Lob für einmal Microsoft – dass die meisten Office-Applikationen voll kompatibel für das iPad vorhanden sind. Word, Excel, PowerPoint, Outlook und One Drive bieten nicht nur denselben Funktionsumfang wie die Windows-Versionen, sie können auch problemlos plattformübergreifend kommunizieren. Ebenso wird Office 365 voll unterstützt.
Weitere namhafte Softwarehersteller wie Adobe, Drop Box oder Evernote bieten Produkte an und selbstverständlich gibt es Apps für sämtliche Sozialen Medien wir Facebook, Instagram, Youtube, Twitter, Linkedin oder Xing.

8. Lernprogramme

War die Verfügbarkeit von Lernprogrammen früher für das Windows-Systeme eher grösser, ist das bei den Lernapps heute umgekehrt. Zwar gehen immer mehr Lernsoftwarehersteller „online“, wenn sie aber Lernprogramme anbieten, sind diese manchmal nur oder zuerst für iPads verfügbar.
Zudem ist die Menge an Lernapps im App-Store immens. Der „Android-Laden“ Google Play Store bietet mit 3,3 Millionen zwar 50% mehr Apps als der Apple Store mit 2,2 Millionen – bei der Lernsoftware hat Apple die Nase deutlich vorne, besonders, wenn es um Apps zu offiziellen Lehrmitteln geht. 

Fazit:
Apple’s iPad ist nicht umsonst das am meisten in Schulen eingesetzte Tablet – und zwar unabhängig davon, ob die Schule sonst mit Systemen von Apple (Mac OS, iOS) oder von Microsoft (Windows) arbeitet.
Die Geräte lassen sich nahtlos in diese Umgebungen integrieren, mit Intune bietet Microsoft mittlerweile sogar eine eigene Lösung zur Verwaltung von iPads.
Und trotzdem – erst wenn eine Schule weiss, was sie im Unterricht mit dem Einsatz digitaler Medien erreichen will, kann sie die entsprechende Hardware seriös evaluieren – und sich möglicherweise mit guten Gründen für ein anderes Produkt entscheiden. Das iPad ist nicht allein seligmachend und letztlich auch nur ein Werkzeug, das erst in der Hand guter Pädagogen eine Unterstützung Bereicherung des Unterrichtes darstellt.

Hinweis

mediashape gmbh nutzt zwar Apple Hard- und Software, kauft diese aber selber zum normalen Preis und wird von Apple weder unterstützt noch ist die Firma Technologiepartner.
Der vorliegende Bericht stützt sich auf meine persönlichen Erfahrungen sowie Erfahrungen und Erkenntnissen aus Dutzenden von Schulprojekten.

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